Rotationslexikon
Aequidistante - die im Motor verwirklichte Trochoide (siehe unten)
entspricht nicht der mathematisch erzeugten Kurve. Sie wird um einen
kleinen Betrag nach außen verlegt, damit die im Kreiskolben
untergebrachten Dichtleisten verschleißgünstiger der Trochoidenkontur
folgen können. Das Maß für die Aequidistante entspricht dem Radius der
abgerundeten Leistenkuppe.
Außenachsig - parallel zueinander liegende Drehachsen zweier
rotierender Körper, die wie zwei miteinander kämmende, außenverzahnte
Zahnräder im Eingriff sind.
Corioliskraft - (benannt nach dem französischen Mathematiker
Gustave Gaspard Coriolis 1792-1843). Beim Durchlaufen der
Trochoideneinsattelung treten beim Kreiskolbenmotor nach innen
gerichtete Fliehkräfte auf. Zu diesen kommen wegen der wechselnden
Gleitgeschwindigkeit der Dichtleisten Corioliskräfte hinzu. Diese wirken
zusätzlich und abweichend zur Fliehkraft auf während der Rotation
bewegliche Teile ein, wie beispielsweise die Dichtleisten.
Dichtbolzen - zylindrisches Teil, in dem die Enden der
Dichtleisten und die seitlichen Dichtstreifen zusammenlaufen.
Dichtgrenze - Verlauf einer Abdichtung entsprechend der zu
schließenden Spalten
Dichtleiste - ein- oder mehrteiliges Dichtelement an den drei
Ecken (Kanten) des Kolbens, auch Scheitelleiste, Radialdichtung oder
radiale Dichtleiste genannt. Dichtet zwei benachbarte Kammern
gegeneinander ab.
Dichtstreifen - bogenförmige Dichtleiste auf beiden Stirnseiten
des Kolbens. Auch Axialdichtung genannt.
Drehkolbenmotor (DKM) - besitzt
mehrere Drehkörper, die wie ein Rad nur um ihren Mittelpunkt (Schwerpunkt)
gleichförmig rotieren. Kurbel (Exzenter) wie beim Kreiskolbenmotor (KKM)
entfällt. Höchste Drehzahlen sind möglich, es gab innen- und
außenachsige Ausführungen. DKM werden heute nicht mehr gebaut.
Einsattelung - die Stellen, an denen die Trochoide wie bei einer
>8< eingeschnürt ist.
Epitrochoide - siehe Trochoide
Erzeugender Radius - siehe Trochoide
Exzenterwelle - Drehachse mit exzentrisch (außermittig)
gelagertem scheibenförmigen Körper, auf dem der Kreiskolben gelagert
ist. Vergleichbar mit der Kurbel einer Kurbelwelle. Drei Umdrehungen der
Exzenterwelle entsprechen einer Umdrehung des Kolbens.
Exzentrizität - Abstand zwischen
den Mittelpunkten von Exzenterwelle und Exzenter. Entspricht dem „Hub“
der Kurbelwelle. Wichtigstes Maß zur Erzeugung von raumveränderlichen
Trochoidenmaschinen.
Gleitgeschwindigkeit - Geschwindigkeit der Dichtleiste beim
Gleiten entlang der Trochoide. Der Kolbengeschwindigkeit beim
Hubkolbenmotor vergleichbar. Entsprechend der Trochoidenkontur wechselt
die Gleitgeschwindigkeit bei gleichbleibender Exzenterwellendrehzahl
ständig.
Heißer
Bogen - Zone der Trochoide, die nur von heißem Gas bestrichen
wird
Hohlrad - innenverzahntes Steuerzahnrad im Kreiskolben. Wälzt
sich um außenverzahntes kleines Zahnrad ab, das fest mit dem
Gehäuseseitenteil verbunden ist. Erst dadurch wird die Kolbenbewegung
erzwungen.
Hypotrochoide - siehe Trochoide
Innenachsig - parallelachsige Lage der Drehachsen zweier
rotierender Drehkörper wie bei zwei verschieden großen,
ineinanderkämmenden Zahnrädern. Der Rotationskolbenmotor ist ein
innenachsiges System mit einer parallelachsigen Lage der Drehachsen
zweier rotierender Drehkörper.
K-Faktor - Kennwert für die Gestaltung des Kreiskolbenmotors.
Verhältnis von erzeugendem Radius (siehe Trochoide) und Exzentrizität.
Der K-Faktor beeinflusst Verdichtung, Einsattelung,
Dichtleistenschwenkwinkel, Kolbengröße oder Exzenterwellendurchmesser.
Alle Werte hängen mathematisch miteinander zusammen, wird einer geändert,
ändern sich auch die anderen.
Kolbenmulde - Wenn sich eine Kolbenflanke mittig an der
Einsattelung der Trochoide befindet, bestünde ohne Mulde keine
Verbindung zwischen beiden Teilkammern. Lage und Form der Kolbenmulde
kann zur Verbesserung des Wirkungsgrades variiert werden.
Kreiskolben - dreieckförmiger, die Leistung übertragendes Teil
beim Wankelmotor, auch als Läufer, Kolbenläufer, Rotor oder einfach
Kolben bezeichnet. Kreist mit dem rotierenden Exzenter der Exzenterwelle
und dreht sich dabei durch eine Zahnradsteuerung (Hohlrad und Ritzel) um
sich selbst. Die drei Ecken werden auch Kanten, die beiden Seiten auch
Stirnseiten und die drei Schenkel auch Flanken genannt.
Kreiskolbenmotor (KKM) -
entsteht aus dem Drehkolbenmotor durch kinematische Umkehrung. Der
Außenläufer wird stillgesetzt. Nun muss der Mittelpunkt des Innenläufers
kreisen, um die für das Viertaktprinzip notwendigen veränderlichen Räume
zu erzeugen. Dafür muss seine Drehachse von einem Exzenter geführt
werden.
kurvenerzeugender Punkt - der Punkt, der zur Erzeugung einer
Trochoide (Epitrochoide) auf einem Kreis gewählt wird, der auf einem
anderen Kreis abrollt. Die Verbindung der Punkte ergibt die Trochoide.
kurze
Achse - Abstand vom Mittelpunkt zur engsten Stelle der
Einsattelung der Trochoide
lange
Achse - längster Abstand vom Mittelpunkt der Trochoide. Setzt
sich aus Exzentrizität und erzeugendem Radius zusammen.
Läufer
- anderer Ausdruck für rotierendes Teil (siehe Kolben)
Lauffläche - auf der Lauffläche
setzt der rotierende Kolben auf. Die Lauffläche besteht aus einer
Chrom-Molybdän-Legierung. Molybdän ist eines der wenigen Materialien,
bei denen keine Rattermarken auftreten. Besonders in den Anfangsjahren
waren diese riffelartigen Verschleißerscheinungen auf der Lauffläche
durch Reibschwingungen der Scheitelleisten symptomatisch für den
Rotationskolbenmotor.
Mantel
- beim Wankelmotor umschließendes Gehäusemittelteil mit der
Trochoidenlaufbahn
Mitteldruck - mittlerer, auf die Kolbenfläche wirkender
Verbrennungsdruck, gemessen in kp/cm2. Maß für die Berechnung von
Drehmoment und Leistung und somit auch für den Wirkungsgrad.
Öldichtung - Abdichtung der beiden Kolbenstirnseiten gegenüber
dem im Kolben befindlichen Kühlöl
Portliner - Portliner werden beim Renesis-Motor zur Auskleidung
der seitlichen Auslasskanäle eingesetzt. Grundstoff für Portliner ist
Aluminiumtitanat - die stöchiometrische Mischphase von Aluminiumoxid und
Titandioxid. Niedrige Wärmeleitfähigkeit, sehr niedrige
Wärmeausdehnungskoeffizienten und eine damit verbundene sehr hohe
Temperaturbeständigkeit sowie offene Porosität kennzeichnen das Material.
Besonders die offene Porosität ist für die Verwendung im Motorenbau
wichtig. Sie resultiert aus einer Besonderheit bei der Abkühlung. Dabei
entstehen kritische innere Spannungen, die zu mikroskopisch kleinen
Rissen führen. Beim Aufheizen heilen die Risse des Materials teilweise
wieder aus.
Rattermarken - riffelartige Verschleißerscheinungen auf der
Lauffläche
Renesis - setzt sich zusammen aus der Abkürzung für Rotary Engine
RE und der Schöpfungsgeschichte „Genesis”. Der Begriff soll exemplarisch
erhellen, dass Mazda die bekannten Konstruktionsformen der
Kreiskolbenmotors neu konzipiert und revolutioniert hat.
Rotationskolbenmotor - Oberbegriff für Dreh- und Kreiskolbenmotor
Rotor
- anderer Begriff für rotierenden Kolben oder Läufer
Scheitelleiste - siehe Dichtleiste
Seitendichtung - Abdichtung des Kolbens gegenüber den beiden
Seitenteilen des Gehäuses, auch stirnseitige oder axiale Abdichtung
genannt.
Seitenauslass - Beim Renesis-Motor sind die Auslassöffnung
seitlich angeordnet und so gestaltet, dass das unverbrannte Gemisch von
der Kolbenflanke über den Totpunkt hinweg zum nächsten Einlasstakt
mitgeführt wird. Dadurch geht dieser Anteil an Energie nicht verloren.
Verbrauch und Emissionen sinken.
Seiteneinlass - Zuführung des Frischgases durch das Seitenteil.
Man entgeht damit zu großer Überschneidung mit dem Gasauslass in der
Trochoide.
Six
Port Induction - Mechanismus zur Ansaugzeitänderung, bei dem
jedem Kolben drei variable Einlassöffnungen zugewiesen sind. Das System
gibt bestimmte Einlassöffnungen erst bei hohen Drehzahlen frei. Damit
wird der dynamische Einlasseffekt zur Optimierung der Kompression bei
hohen und niedrigen Drehzahlen genutzt.
Stator
- ovales, in der Mitte leicht eingeschnürtes Gehäuse
Trochoide - Trochoide kommt von griechisch trochos - das Rad.
Übliche Abkürzung für z. B. Epi- oder Hypotrochoide. Die dem
Rotationskolbenmotor zugrunde liegende Epitrochoide kann auf
verschiedene Arten erzeugt werden. Sie entsteht beispielsweise beim
Abrollen eines Kreises auf einem anderen Kreis mit doppeltem Radius.
Dafür wird ein innerhalb des Abrollkreises gewählter Punkt fortlaufend
markiert. Der Radius des Grundkreises entspricht dem Abstand vom
Mittelpunkt des Kreiskolbens zu einer seiner Ecken. Der Abstand des
gewählten Punktes (kurvenerzeugender Punkt) vom Mittelpunkt des
Abrollkreises entspricht der Exzentrizität. Rollt der Abrollkreis
innerhalb des Grundkreises ab, entsteht eine Hypotrochoide. Liegt der
Punkt auf dem Umfang des Abrollkreises, entstehen entsprechend Epi- oder
Hypozykloiden.
Umfangsauslass - Gasauslass in der Trochoide. Normalerweise
werden die Gemischreste und die unverbrannten Abgasanteile über den
Umfangsauslass ausgeschoben und verschlechtern die Emissionen. Da beim
Renesis die Auslassöffnung dagegen seitlich angeordnet und so gestaltet
sind, dass das unverbrannte Gemisch von der Kolbenflanke über den
Totpunkt hinweg zum nächsten Einlasstakt mitgeführt wird, geht dieser
Anteil an Energie nicht verloren. Verbrauch und die Emissionen sinken.
Umfangseinlass - Gaseinlass in der Trochoide. Bewirkt bessere
Kammerfüllung, verursacht aber Gasüberschneidung mit benachbartem
Gasauslass.
Zwickel
- nachlaufende Kolbenflanke
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